
Jeder Mensch kennt Ängste. Sie werden in der Regel als unangenehm und beunruhigend empfunden, haben aber für unser Dasein eine wichtige Bedeutung. Sie warnen uns vor Gefahren und können helfen, in bedrohlichen Situationen angemessen zu reagieren. Angststörungen hingegen unterscheiden sich von normaler Angst. Sie werden schlimmer erlebt, halten länger an und können unser Leben massgeblich beeinflussen.

Es gibt verschiedene Angststörungen. Unterschieden werden sie anhand der Ursache, welche die Angst auslöst. Wie unterscheidet sich normale von krankhafter Angst? Wer nicht selbst an einer Angststörung leidet, kann sich kaum vorstellen, wohin Angsterkrankungen führen können. Nämlich so weit, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben, Partnerschaften zu führen, soziale Kontakte zu pflegen oder gar das Haus zu verlassen.
Angststörungen sind ernst zu nehmende Erkrankungen. Betroffene sind weder auf der Suche nach Aufmerksamkeit oder Anerkennung noch simulieren sie. Bei richtiger Diagnose sind Ängste gut behandelbar. Wichtig ist, dass darüber gesprochen wird.
Höhenangst, Flugangst, Platzangst, Angst vor Spinnen, vor Schlangen, vor Hunden… Wenn ein bestimmtes, an sich ungefährliches, Objekt oder eine Situation starke Angst auslösen, so spricht man von einer Phobie. Betroffenen ist meist bewusst, dass diese Furcht nicht rational ist. Dennoch bleibt die Angst bestehen. Der Bedrohung wird möglichst aus dem Weg gegangen. Der Alltag kann dadurch mehr oder weniger beeinträchtigt werden.
Ein typischer Gedanke von Menschen mit sozialen Ängsten ist: «Was denken die anderen von mir?». Dieser Gedanke beeinflusst ihr Empfinden, ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten. Er löst meistens auch körperliche Symptome aus wie Herzpochen, Bauchschmerzen, feuchte Hände, rote Flecken am Hals. Sprechen vor anderen kann zur Qual werden, essen und trinken in der Öffentlichkeit kann Angst machen. In der Folge werden vermeintlich bedrohliche Situationen immer häufiger gemieden. Der Selbstwert sinkt, das soziale Leben wird zum Spiessrutenlauf.
Bei der Panikstörung können sich heftige Angstzustände zur Todesangst steigern. Dafür ist keine auslösende Situation verantwortlich, eine Panikattacke kann sogar völlig unerwartet in relativ entspanntem Zustand auftreten. Panikattacken werden von starken körperlichen Symptomen begleitet und können sich wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt bemerkbar machen. Angstanfälle sind sehr schwer auszuhalten und Betroffene vermeiden darum oft die Orte, an denen bereits eine Attacke erlebt wurde. Entsprechende Einschränkungen können das eigene Leben und Erleben massiv beeinflussen.
Ausgeprägte Ängste und chronische Sorgen charakterisieren eine generalisierte Angststörung. Betroffene haben Angst vor Krankheiten, vor einem Unfall, vor Veränderungen etc. Die Angst ist in ihrer Intensität, Dauer und Häufigkeit deutlich übertrieben, meist auch aus Sicht der Betroffenen selbst. Dennoch kreisen die Gedanken unaufhaltsam um die angstbesetzten Themen und Stresshormone werden kontinuierlich ausgeschüttet. Schlafstörungen, Muskelverspannungen – besonders im Nacken- und Rückenbereich – und Reizdarmsymptome sind häufig und das chronische Sich-Sorgen kann zur Erschöpfungsdepression führen. Tagsüber fühlen sich Betroffene müde und erschöpft. Viele suchen erst viel zu spät Hilfe.
Wir alle kennen alltägliche Rituale und Routinen. Sie geben uns Orientierung und helfen uns, den Alltag zu strukturieren. Was aber ist, wenn diese Handlungen plötzlich zwanghaft werden? Was ist noch normal – was Zwang? Was Zwänge von ritualisierten Abläufen unterscheidet ist, dass Gedanken oder Handlungen immer mehr Zeit rauben und mit einem Leidensdruck verbunden sind. Um Betroffene verstehen zu können, kann es helfen, zu wissen, dass Zwangsstörungen mit Angst verbunden sind. In erster Linie dienen sie dazu, Sicherheit zu geben und Probleme zu lösen, die bisher auf andere Weise nicht bewältigt werden konnten.
Hauptmerkmale sind:
- sich wiederholende Zwangsgedanken und/oder
- sich wiederholende Zwangshandlungen.
Betroffene müssen eine bestimmte Handlung immer wieder ausführen oder einen Gedanken immer wieder durchgrübeln. Obwohl sie meist erkennen, dass diese Gedankeninhalte und Handlungsimpulse unsinnig sind und ihr Denken und Handeln beherrschen, können sie diese nicht unterdrücken oder unterbinden.
Häufig wird die hinter körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Verspannungen oder Verdauungsproblemen liegende Angsterkrankung nicht erkannt und daher auch nicht behandelt. Einerseits konzentrieren sich viele Hausärztinnen und Hausärzte vor allem auf körperliche Symptome und Ursachen. Andererseits kommen oft auch Betroffene nicht auf die Idee, dass die körperlichen Symptome ihrer Ängste Ausdruck einer psychischen Erkrankung sein könnten. Sie denken, die Ängste gehörten einfach zu ihrer Persönlichkeit.
Nicht immer treten Angststörungen alleine auf. Sind die Einschränkungen sehr stark, können Betroffenen auch eine Depression oder Substanzabhängigkeit entwickeln, letztere oftmals, weil Betroffenen versuchen sich mit Substanzen selber zu therapieren.

Ängste und Zwänge - einfach erklärt, Institut Kinderseele Schweiz
Bei Angststörungen können verschiedene Psychotherapieformen eingesetzt werden. Folgende Psychotherapieansätze haben sich als hilfreich erwiesen:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
- Expositionstherapie
- Akzeptanz und Commitmenttherapie (ACT)
- Bei Jugendlichen kann auch eine Familientherapie angebracht sein
Bei schweren Angsterkrankungen können Antidepressiva oder andere Beruhigungsmittel, auch pflanzliche, wie Lavendelöl u.a. zusätzlich unterstützen. Benzodiazepine wie Valium oder Temesta sollten aber nur als sogenannte Reservemedikamente eingesetzt werden, da sie die Gefahr einer Substanzabhängigkeit bergen.
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